Aus Anlass des 90. Geburtstags von Prof. em. Dr. Dr. h.c. Dieter Oberndörfer, langjähriger Vorstandsvorsitzender und heute Ehrenvorsitzender des Studienhaus Wiesneck e.V., fand im Studienhaus Wiesneck am 16. November 2019 zu Ehren des Jubilars ein Symposion zu aktuellen Herausforderungen der Demokratie statt. Prominenter Impulsgeber war Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble. Darüber hinaus versammelten sich im Studienhaus mehrere Dutzend Familienmitglieder, Weggefährten und akademische Schüler wie Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Jäger, der frühere Rektor der Universität Freiburg, Dr. Dieter Salomon, der frühere grüne Oberbürgermeister Freiburgs, oder auch Dr. Gernot Erler, langjähriger, direkt gewählter Bundestagsabgeordeter Freiburgs. Mit seinen Gästen diskutierte der Jubilar die drängende Frage, wie die Demokratie erneuert werden kann. Aus dem Artikel von Thomas Steiner aus der Badischen Zeitung vom 18.11.2019: Schäuble teilte dabei die Diagnose Oberndörfers: „Das westliche Modell der Demokratie steht unter Druck, und es hat keine Antwort. Das sorgt mich.“ In Zeiten der Digitalisierung und der Globalisierung werde die Gesellschaft „offensichtlich stärker auseinandergerissen“. Zunehmend würden aus Identitätsfragen „Teilidentitätsfragen“: Es dürften dann nur noch Frauen über Frauenfragen reden, nur noch Migranten über Migrationsfragen. „Wir brauchen daneben etwas, was uns nicht weiter auseinanderbringt“, formulierte er ein weithin empfundenes Desiderat. Was aber könnte das sein? Andreas Mehler, als heutiger Direktor des Freiburger Arnold-Bergsträsser-Instituts der Nachfolger Dieter Oberndörfers in einer von dessen vielen Funktionen, fragte in der Diskussion, ob es neue Formen der politschen Beteiligung sein könnten, etwa die von Schäuble schon erwähnten „Zufallsbürger“. Solche von staatlichen Institutionen nach dem Zufallsprinzip angefragte Bürger haben sich schon in einer ganzen Reihe von Fällen am politischen Meinungsbildungsprozess zu bestimmten Fragen beteiligt. Der heutige Leiter des Studienhauses Wiesneck Ulrich Eith war Mitglied in der Kommission, die den Landtag in der Frage der Altersversorgung der Abgeordneten beraten hat. Auch ihr war ein Gremium von Zufallsbürgern beigeordnet worden. Zu dessen Diskussionen war Eith eigens an drei Wochenenden nach Stuttgart gefahren. Er sei anfangs skeptisch gewesen, ob die Zufallsbürger viel zur Sache beitragen könnten, dann aber sei er von deren gründlichen Diskussionen begeistert gewesen, berichtete er. Eith war einer der letzten Assistenten Oberndörfers an der Uni Freiburg gewesen, auch er verkörpert das Credo von der Politologie als einer praktischen Wissenschaft, vom Engagement der Akademie im Gemeinwesen.